Möge die Tanzwut über uns kommen! Mit ihrem neuen Album “Schreib es mit Blut” im Gepäck bereisen Teufel und seine Mannen derzeit wieder die deutschen Clubbühnen. Und weil das alleine Reisen so wenig Spaß macht, haben Sie ihre Freunde von La Frontera Victoriana mit dabei. Am vergangenen Donnerstag war man schließlich zu Gast im Rosenhof in Osnabrück.
Es ist schon fast gespenstisch leer als La Frontera Victoriana pünktlich um acht Uhr die Bühne betreten. Geschätzt vielleicht zwanzig Nasen haben den Weg in den Konzertsaal gefunden. Das ist natürlich sehr schade, vor allem für die Band. Dabei ist das, was die Jungs da auf der Bühne darbieten, gar nicht mal so übel. Das Konzept der Band entstammt dem Steampunk und präsentiert sie als Besatzung eines Luftschiffes, welche auf der Erde nach intelligentem Leben sucht. Da passt die Kostümierung mit Uniform, Fliegerbrille und sonstigen Utensilien nur zu gut. Ganz besonders das Steuerrad ist ein echter Hingucker. So erzählt die Band von ihrer Reise, berichtet von ihren Erlebnissen und schrottet am Ende ihr Luftschiff. Optisch macht das Ganze auf jeden Fall schon was her. Musikalisch ist der Auftritt sagen wir mal ganz nett. Die klare Stimme des Sängers kommt gut durch und wird gelegentlich vom Gitarristen mit einer zweiten Stimme unterstützt. Die elektronischen Elemente werden eingespielt und fügen sich gut ein. Insgesamt passt das alles sehr gut zusammen, wirkt aber doch ein wenig zu brav. Etwas rauer und kantiger hätten die Stücke schon sein dürfen.
Um kurz nach neun ist es dann aber endlich soweit und Tanzwut beginnen ihren Auftritt. Die Bühne ist dunkel, und im schwachen Licht kann man die Dudelsackspieler erkennen, die den „Götterfunken“ darbieten. Das wird gefolgt vom Titelstück des neuen Albums „Schreib es mit Blut“. Einen richtig coolen Effekt bieten hier übrigens die Leuchtstreifen auf Teufels Klamotten, die bei Dunkelheit in wilden Farben aufleuchten.
Nach dem ersten Stück sammelt der Frontmann die wenigen Anwesenden erst einmal direkt vor der Bühne und gibt zu bedenken, dass das hier ja kein Andrea Berg Konzert sei. Außerdem klappt das obligatorische Hin- und Herschwenken der Arme bei „Meer“ auf diese Weise sowieso viel besser. Auch im weiteren Verlauf des Konzerts lässt sich Teufel immer wieder zu lustigen Ansagen und leichten Seitenhieben, auch auf seine Bandmitglieder, hinreißen. Man merkt den Jungs sehr wohl an, dass sie trotz des schlecht besuchten Auftritts echt Bock haben. Da verzeiht man es dem sympathischen Teufel auch, dass er bei „ Brüder im Geiste“ zunächst „Stille Wasser“ ansagt, was innerhalb der Band für leichte Verwirrung und vor der Bühne für Erheiterung sorgt.
Mit dem Fortschreiten des Auftritts überträgt sich die gute Laune der Band langsam aber sicher auch auf das Publikum. Spätestens bei „Geteert und gefedert“ gibt es vor der Bühne dann endlich etwas Bewegung und es wird geklatscht, gesungen und gehüpft. Bei „Reiter ohne Kopf“ und „Wenn ich tot bin“ darf man sich dann noch einmal an den klasse Schwarzlichteffekten erfreuen, und beim „Spiegelkabinett“ erscheinen Sackpfeifer und Gitarristen dann plötzlich mit wilden Masken auf dem Gesicht und verleihen dem Stück somit auch optisch noch einen besonderen Touch.
Und auch zu einer ausgiebigen Zugabe lässt sich die Band noch hinreißen. Das kommt bei den wenigen Besuchern natürlich bestens an und so werden Klassiker wie „Lügner“ oder das Die Ärzte Cover „Bitte Bitte“ dafür umso heftiger abgefeiert. Doch irgendwann geht jedes Konzert einmal zu Ende. Wer jedoch bis zum letzten Stück bleibt, wird am Schluss des ca. zweistündigen Auftritts noch mit einem tollen Bühnenbild zum Abschluss belohnt.
Insgesamt kann man sich bei La Frontera Victoriana und Tanzwut nur für diesen tollen Abend bedanken. Einziger Wermutstropfen ist tatsächlich die Zuschauerzahl. Zwei so tolle und engagierte Bands hätten mehr Publikum verdient gehabt.
Setlist La Frontera Victoriana
- Prelude Magnifique
- Nie allein
- Kalkuliertes Risiko
- Alles ist eitel
- Wir tanzen einen Tango
- Brücke über den Main
- Systemausfall
- Kein Luftschiff weit und breit
- La Frontera Victoriana
- Das Luftschiff
- Grande Finale Pathetique
Setlist Tanzwut
- Götterfunken
- Schreib es mit Blut
- Meer
- Freitag der 13.
- Auferstehung
- Bruder Leichtsinn
- Wer wir sind
- Das Gerücht
- Brüder im Geiste
- Stille Wasser
- Reiter ohne Kopf
- Geteert und gefedert
- Heimatlos
- Wenn ich tot bin
- Wenn wir Untergehen
- Reicher als ein König
- Spiegelkabinett
- Der Wächter
- Nein, Nein
Zugabe
- Lügner
- Bitte, Bitte
- Vorbei ist vorbei
- Hymnus Cerberi
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