Therion – Leviathan VÖ: 22.01.2021, Nuclear Blast, Symphonic Metal

CD-Cover Therion Leviathan

Mit “Leviathan” präsentieren Therion das mittlerweile 17te Album ihrer bewegten musikalischen Bandgeschichte. Die Anfangstage waren massiv vom Death Metal geprägt. Doch schon früh experimentierte die Band mit anderen musikalischen Einflüssen wie Klassik, Jazz oder orientalischen Klängen. Spätestens ab ihrem 1995er Album “Theli” konnte sich Therion neben Bands wie Tiamat, The Gathering oder Moonspell als feste Größe in den damals vielfach als Gothic Metal bezeichneten Genres etablieren.

Auch im weiteren Verlauf ihrer Karriere machten Therion nicht vor musikalischen Experimenten halt. So ruhte man sich auch nicht auf dem erfolgreichen “Vovin” (1998) aus, sondern beschritt kontinuierlich neue Wege. Seien es nun die nordische Mythologie, die auf “Secrets Of The Runes” (2001) behandelt wird oder die Vertonung französischer Chansons auf “Les Fleurs Du Mal” (2012). Immer wieder wurden Kritiker und Fans vor Herausforderungen gestellt. Gekrönt wurde das Schaffen der Band dann 2018 mit dem monumentalen gut drei Stunden umfassenden “Beloved Antichrist”. Da fragt man sich als Hörer doch: “Was kann da noch kommen?”

Doch auch hier überrascht Mastermind Christofer Johnsson. Denn “Leviathan” soll den geneigten Therion Hörer nicht in noch weitere oder abwegigere musikalische Welten führen, sondern genau dahin wohin es ihn gelüstet. Zum reinen und puren Therion Sound. Christofer Johnsson sagt dazu selbst: “Wir haben beschlossen, den Fans das zu geben, nach dem sie schon so lange fragten. “Leviathan” ist das erste Album, das wir ganz bewusst mit Therion Hits vollgepackt haben.”

Und so geht es mit “Leaf On The Oak Of Far” auch ohne Umschweife direkt los. Kein langwieriges Intro, sondern einfach ein knackiges Gitarrenriff markiert den Start des Albums. Hinzu kommt der Therion typische Wechselgesang und ein Chor, der auch früheren Alben gut gestanden hätte. Noch einen Tick eingängiger ist das dann folgende “Tounela”, das im extrem melodischen Refrain mit der Stimme von Ex-Nightwish Bassist Marko Hietala veredelt wird. Ein echtes Highlight auf dem Album.

Auch das titelgebende “Leviathan” weiß zu überzeugen. Mit seinem weiblichen Operngesang und den opulenten Chören erzeugt das Stück insgesamt eine sehr düstere Grundstimmung, die ein wenig an “Vovin”-Zeiten erinnert. Mit dieser düsteren Interpretation trifft die Band aber den Kern der Geschichte um das Riesen-Seeungeheuer aus der christlich-jüdischen Mythologie aber auch sehr passend.

“Die Wellen der Zeit” ist eine sehr ruhige Ballade, die einmal mehr Christofer Johnssons Vorliebe für klassischen Gesang, Chöre und Orchester in Kombination mit harten Metal-Klängen zeigt. Die epischen Melodien und das fast ausufernde Arrangement spielen dabei, wie schon auf früheren Alben, auf niemand geringeres als Richard Wagner an. Damit schließt sich für Therion auch ein wenig ein Kreis, denn als Johnsson in den 90er Jahren anfing Metal mit Klassik zu kombinieren, war das etwas komplett Neues und unglaublich innovativ. Heute ist es ein mehr oder weniger eigenes Genre.

Bei “Aži Dahāka”, geht es um den gleichnamigen persischen Erzdämon, der auch als Sturmdämon bekannt ist. Dementsprechend wird es auch musikalisch stürmischer. Das Tempo wird wieder angezogen und die Opulenz zurückgefahren. Höhepunkt ist der zweistimmige Gesang von Sänger Thomas Vikström und Sopranistin Chiara “Dusk” Malvestiti, eine der vielen Gastsängerinnen. Ansonsten ist das Stück eher schlicht gestrickt und fällt gegenüber den ersten vier Stücken etwas ab. Das orientalisch angehauchte “Eye Of Algol” ist dann ein solides Therion Stück mit den üblichen Trademarks. Der Gesang von Rosalía Sairem erinnert dabei ein wenig an Christina Scabbia von Lacuna Coil.

Nach dieser kleinen Atempause wird dann wieder das Epic-Feuer geschürt. Süße Flötenklänge eröffnen das nächste Stück “Nocturnal Light”. Doch schon nach wenigen Takten werden diese vom weiblichen Gesangsduo Lori Lews und Chiara “Dusk” Malvestiti abgelöst. Schlussendlich mündet der Song dann in einen mächtigen, vielstimmigen Chor. Bei diesen epischen Klängen kann man eigentlich nur die Augen schließen und im nächtlichen Dämmerlicht dahinschweben.

Deutlich metallischer geht es dann bei “Great Marquis Of Hell” zu. Das mit 2:38 Minuten kürzeste Stück des Albums hat einen treibenden Beat und wird dominiert von Thomas Vikströms Gesang. Dazu gibt es noch ein paar Choreinwürfe und ein kurzes Gitarrensolo. Ansonsten geht das Stück ohne Schnörkel und Schnickschnack einfach nur nach vorne und ist schon vorbei, bevor es so richtig begonnen hat.

Stampfend und vom Arrangement her wieder etwas sperriger kommt “Psalm Of Retribution” daher. Die okkult klingenden Chöre geben dem Stück am Anfang eine düstere Grundstimmung, bevor Ex-Candlemass/Ex-Yngwie Malmsteen Fronter Mats Levén gemeinsam mit Sängerin Lori Lewis die Kontrolle übernimmt. Bei “El Primer Sol” wird der Härtegrad noch einmal hochgefahren und die Gitarrenfraktion bekommt etwas mehr Gewicht. Außerdem mutet die eingängige Midtempo-Nummer irgendwie italienisch an. Abgeschlossen wird “Leviathan” von der ruhigen Ballade “Ten Courts Of Diyu”, die vor allem vom wunderschönen Gesang des Duetts Noa Gruman und Taida Nazraic getragen wird.

Wie ist “Leviathan” nun also zu bewerten? Auf jeden Fall ist es Christofer Johnsson gelungen, ein kurzweiliges Album mit allerlei Therion Trademarks zu kreieren. Und mit Songs wie “Tuonela”, “Die Wellen Der Zeit” oder “Nocturnal Light” sind auch ein paar echte Knaller auf dem Album. Die gesamte Scheibe ist insgesamt sehr eingängig,  und die Stücke kommen schnell auf den Punkt. Viel Neues oder gar eine Weiterentwicklung des Therion Sounds sucht man auf “Leviathan” zwar vergebens. Für eine gemütliche Dreiviertelstunde auf der Couch, eventuell mit einem Glas Wein, ist das Album aber bestens geeignet.

Tracklist:

  1. The Leaf on the Oak of Far
  2. Tuonela
  3. Leviathan (lori)
  4. Die Wellen der Zeit
  5. Aži Dahāka
  6. Eye of Algol
  7. Nocturnal Light (lori;)
  8. Great Marquis of Hell (lori)
  9. Psalm of Retribution (lori)
  10. El Primer Sol
  11. Ten Courts of Diyu

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