Eisregen – Fegefeuer VÖ: 26.10.2018, Massacre Records, Black Metal

Fegefeuer

“Du bist meine Dreizehn – süße Dreizehn”. Schon seit ihrem 2004 erschienenen Album „Wundwasser“ ist die Dreizehn eine besondere Zahl für die Thüringer Schwarzmetaller Eisregen. Doch warte, hatte die Formation um Michael Roth alias Blutkehle nicht gerade erst ein neues Album auf den Markt geworfen? Das ist richtig, denn erst letztes Jahr erschien das Album „Fleischfilm“. Dieses sollte ursprünglich allerdings nicht unter dem Namen Eisregen erscheinen. Viel mehr war geplant, es unter einem anderen Projektnamen zu tarnen, wie es schon 2010 bei Marienbad der Fall war. Auf „Fleischfilm“ folgte diesen Sommer dann eine kleine EP mit dem schönen Namen „Satan Liebt Dich“, die sieben Tracks umfasste und uns die Wartezeit auf das dreizehnte Studioalbum verkürzen sollte. Jetzt ist sie da – die süße Dreizehn – und sie trägt den schönen Namen „Fegefeuer“.

Kommerz oder Vorhölle?

Zugegeben, das Albumcover wirkt im ersten Augenblick so, als wolle man auf eine kleine Kommerzwelle mit aufspringen. Nach den Erfolgen der Horrorfilme „Conjuring 2“ und „The Nun“, ist der Nonnendämon in aller Munde. Das Cover erinnert da auch sehr stark daran. Andersherum ist das Wort Fegefeuer ein christlicher Begriff, der so viel, wie die Vorhölle bedeutet. Doch da möchte ich nun aufhören zu erzählen, denn „Vorhölle“ heißt auch der erste Titel der neuen Eisregen-CD. Neu ist, das man sich hier einem Intro bedient hat (Einzige Ausnahme ist das 2007 erschienene Album „Blutbahnen“). Musikalisch zieht es einen leichten Spannungsbogen und kommt für die Truppe gewöhnlich, sehr melodisch daher. Der titelgebende Track geht kraftvoll vorwärts und ballert dem Hörer brutale Blastbeats um die Ohren. Und auch, wenn sich der Track mit seinen Gitarren eher vom klassischem Black Metal Sound unterscheidet, zeigen sich die Thüringer hier schon von einer brutalerem Seite als es auf dem Vorgängeralbum der Fall war. Ähnlich brutal, aber doch irgendwie plump ist die „Knochentorte“. Sie hat mir die Vorfreude auf dieses Album versüßt. Der Refrain ist halt sehr stumpf, funktioniert aber. Vielleicht nehmen sich auch Eisregen hier selbst etwas auf die Schippe. Jedenfalls strotzt es hier nur so vor Blut und Fleisch.

Back to the roots

Schon vor der Aufnahme des Albums, hieß es, man wolle auf „Fegefeuer“ wieder zurück zum harten Black Metal gehen. Mit „Oben Auf Dem Leichenberg“ ist das gelungen. Musikalisch sehr brutal, hat es doch die würzige Melodie und einen eingängigen Refrain. Ganz anders der Titel „Alice Im Wunderland“, eine Geschichte die im Wunderland spielt, nachdem Alice gegangen war. Lyrisch liefert Sänger Roth hier eine Höchstleistung ab und musikalisch hätte man es nicht besser machen können. Eindeutig ein Song den ich mehrfach aufdrehen werde. Mit „Axtmann“ wird es dann wieder sehr grob, sowohl musikalisch wie auch lyrisch. Der Titel hat keine wirkliche Überraschung, kommt aber mit einem schön drückenden Refrain daher, der gerne mal den Nacken brechen darf. Sollte er danach noch ganz sein, geht er mit „Es Lauert“ endgültig kaputt. Das Tempo geht einen Schritt weiter nach Oben und der Beat hackt wie ein altes rostiges Schlachtbeil – wie man es von Eisregen verlangt.

Bratschensound und Gänsehaut

Die größte Überraschung war für mich „Opfer“. Der alte Bratschensound, der die Thüringer einst so bekannt machte, legt sich hier über den ganzen Titel. Fans der ersten Stunde werden einen Gänsehautmoment erleben, wie schon lange nicht mehr. „Die Bruderschaft des 7. Tages“ verirrt sich da eher in die Doom Metal-Spähre und erweist sich als ruhiger, drückender Brecher.  Leider fehlt es mir hier jedoch an einem treffenden Höhepunkt, denn der Titel an sich ist eher monoton. Der zehnte Track dürfte schon dem ein oder anderem bekannt vorkommen. „Fahlmondmörder“ war bereits auf der im Sommer erschienenden EP „Satan Liebt Dich“ zu finden. Ein eher raues Musikstück mit liturgischem Clean-Refrain. Der letzte Titel auf „Fegefeuer“ ist schon beim Anspielen eine Wucht. Der Beginn drückt richtig, der Refrain ist genial, denn er klingt nicht abgedroschen, kann aber schon beim ersten Hören mitgesungen werden. Besser kann man das Album nicht beenden.

Eigentlich sollte „Fegefeuer“ ursprünglich auf das 2015 erschienene „Marschmusik“ folgen. Einem wirklich genialen Album der Thüringer, bedenke man die Pleiten von „Rostrot“ und „Todestage“. Als es dann aber hieß, dass Eisregen an zwei Alben gleichzeitig arbeitet, habe ich gedacht es wird wieder wie die „Marschmusik“-Vorgänger, doch dem ist nicht so. Klar, das dreizehnte Studioalbum kommt nicht an seinen „Vorgänger“ heran, aber es macht wieder Spaß und es zeigt, dass Eisregen sich aufgerafft haben und nicht Tod zu kriegen sind. Gerne weiter so!

Homepage: www.Fleischhaus.de

Tracklist:
01. Vorhölle
02. Fegefeuer
03. Knochentorte
04. Oben Auf Dem Leichenberg
05. Alice Im Wunderland
06. Axtmann
07. Es Lauert
08. Opfer
09. Die Bruderschaft Des 7. Tages
10. Fahlmondmörder
11. Ich Mach Dich Bleich

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