Interview mit Source Of Rage

Im Gespräch mit Marko Krause

Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Vor mittlerweile fast drei Jahren, im Frühjahr 2020, sprachen wir zuletzt mit Source Of Rage. Seitdem hat sich viel getan. Die Band hat an neuen Songs gearbeitet und ihr zweites Album „Witness The Mess“ veröffentlicht. In diesem Interview werden wir mehr darüber erfahren, wie die Band ihre Zeit seit unserem letzten Gespräch verbracht hat und was uns bei ihrem Gig der Heavy Stage Night 4 erwarten wird.

Source Of Rage

HSF: Moin. Das letzte Mal haben wir im Frühjahr 2020 kurz vor der Corona-Pandemie miteinander gesprochen. Wie ist es euch seither ergangen?

Marko Krause: Moin, Marko hier! Ja genau, das ist schon eine ganze Zeit her, und jetzt sind wir endlich bei der Heavy Stage Night am Start. Das freut uns. Es ist uns insgesamt seitdem auch gut ergangen. Das Wichtigste ist, dass wir und unsere Familien die Pandemie relativ gut überstanden haben. Natürlich war es, wie für alle, neben der gesundheitlichen, auch eine soziale Herausforderung, aber das will ich hier nicht weiter breittreten. Da schreibe ich dann lieber Lyrics drüber. Insgesamt ist hier alles gut, ich hoffe, bei euch auch!

HSF: Danke der Nachfrage. Mittlerweile geht es auch bei uns wieder bergauf. Aber lass uns noch einmal kurz in das Frühjahr 2020 springen. Damals kam mit einem Schlag die komplette Veranstaltungsbranche zum Erliegen. Wie war das damals für euch? Musstet ihr viele Shows absagen?

Marko Krause: Ja, wir haben, meine ich, Anfang Februar noch die letzte Show mit Source Of Rage ganz normal gespielt. Eine Woche später hat es dann angefangen, dass nach und nach alle Events abgesagt wurden. Wir hatten eigentlich einiges vor in 2020. Da wir 2019 ja das Metal Battle auf dem Wacken gespielt hatten, wollten wir gerne nahtlos an diese gute Zeit anknüpfen, die neuen Kontakte nutzen, so viele Gigs wie möglich akquirieren und spielen etc.. Daraus wurde dann leider erstmal nichts. Aber ok, so ist das eben, und die Gesundheit aller geht insgesamt vor.

Wir haben es die ganze Zeit über aber eigentlich recht gut hinbekommen, immer das Beste aus der Situation zu machen. Wir haben Streaming-Konzerte gespielt, was auch noch mal eine ganz neue und auch interessante Erfahrung war (auch, wenn richtige Konzerte mit Publikum natürlich um Längen besser für alle sind), haben Konzerte mit sitzendem Publikum und Abstand gespielt und nebenbei die Zeit genutzt, unser aktuelles Album „Witness the Mess“ fertig zu schreiben und zu recorden.

HSF: Könnt ihr dem Ganzen im Nachhinein auch etwas Gutes abgewinnen bzw. konntet ihr aus der Zeit etwas für euch mitnehmen, das euch heute hilft?

Marko Krause: Das ist eine gute Frage, über die ich wahrscheinlich ein eigenes Interview füllen könnte. Aber in Kürze: Aus Sicht von Source Of Rage können wir dem wenig Gutes abgewinnen, da die ganze Veranstaltungsbranche sich ja auch jetzt noch nicht wirklich erholen konnte. Viele Venues mussten schließen, womit weniger Orte für (Underground-) Konzerte zur Verfügung stehen, viele Veranstalter und Veranstaltungstechniker mussten sich umorientieren etc. Es braucht ja immer deutlich mehr Leute für ein gutes Konzert als die, die die Leute sehen. Das wisst ihr ja am besten.

Ich bin aber zuversichtlich, dass sich die Leute wieder verstärkt zusammenfinden und coole Events auf die Beine stellen. Klar, wie gesagt, konnten wir die Zeit nutzen, um das neue Album fertigzustellen, ein Label zu finden, einige neue Sachen zu planen und umzusetzen. Aber das hätten wir sonst eben auch gerne trotz Gigs etc. gemacht. Was das Positive ist, das ich persönlich zum Beispiel mitnehme ist, dass ich sehr viel über gesellschaftliche Dynamiken, Meinungsbildung und -verbreitung erfahren und gelernt habe. Das hilft einem natürlich immer, Situationen im Leben zu verstehen und einzuordnen. Das gibt mir auch immer viel Futter, z. B. für Lyrics.

HSF: Im letzten Interview sagtet ihr, dass ihr immer einen Schritt nach dem anderen machen wollt. Einen weiteren großen Schritt habt ihr im letzten Jahr mit eurem zweiten Album „Witness The Mess“ gemacht. Wie bewertet ihr das Album mit etwas mehr als einem halben Jahr Abstand?

Marko Krause: Wir sind insgesamt sehr zufrieden mit den Songs, die wir da zusammengebastelt haben und auch mit dem Album an sich, also mit dem Sound, dem Artwork, und allem, was eben zu so einem Album dazugehört. Klar findet man immer auch noch Punkte, die man noch einmal auf andere Art und Weise probieren möchte, wo vielleicht noch etwas anders oder besser gemacht werden kann, aber dafür bietet dann eben das nächste Album Platz.

Der darauffolgende Schritt, den wir mit dem Album erreichen konnten, war dann, den Vertrag mit Metalville Records zu unterzeichnen. Dadurch gingen und gehen wiederum stetig ein paar neue Türen vielleicht nicht direkt auf, ein Selbstläufer ist es auf jeden Fall auch mit einem Label nicht, aber sie geraten zumindest in Sicht und man muss sie selber aufmachen.

HSF: Wo seht ihr im Vergleich zum Vorgängeralbum „Realise The Scope“ die größten Entwicklungen?

Marko Krause: Die größten Entwicklungen sehen wir bei der Art und Weise, wie die Songs entstanden sind. Die Songs zum letzten Album waren zum Teil noch für zwei Gitarren geschrieben. Aufgrund eines Lineup-Wechsels haben wir uns aber schon vor längerer Zeit dazu entschieden, mit einem Gitarristen weiterzumachen, was natürlich eher ungewöhnlich für unser Genre ist. So sind zwar z. B. Harmonien nicht mehr so leicht oder zumindest anders umsetzbar, wir konnten und wollten aber einen eher rhythmischen Schwerpunkt setzen und die Musik rhythmisch etwas tighter gestalten. Diesen Fokus konnten wir so dann auf „Witness the Mess“ von vornherein besser setzen. Zudem konnten wir uns in Sachen Sound auf dem neuen Album, denke ich, noch weiter entwickeln.

HSF: Den Titel des neuen Albums würde ich mal frei mit „Seht euch dieses Chaos an!“ übersetzen. Wie seid ihr auf den Namen gekommen? Worauf wollt ihr damit anspielen? Oder interpretiere ich den Namen falsch?

Marko Krause: Das ist frei übersetzt schon sehr richtig, genauer übersetzt würde es ja etwa „Bezeugt das Chaos“ bedeuten. Eine Anspielung, die da drinsteckt, ist auch in Verbindung mit dem Cover-Artwork die folgende: Es ist nahezu unmöglich die Welt bzw. eine Gesellschaft in positiver Weise zu verändern oder Unheil abzuwenden, da es immer Teile gibt, die einen Plan, sei er noch so gut, nicht verstehen wollen, sofern er für sie persönlich, wenn auch nur zeitweise, einen Schritt zurück bedeutet. Das scheint menschlich zu sein und dem menschlichen Streben nach Fortschritt zu entsprechen. So nimmt das Chaos seinen Lauf.

Der Mensch scheint, wie jede Tier- und Pflanzenart einer natürlichen Populationsdynamik zu unterliegen, die sich auch mit noch so guten Plänen und Strategien einzelner Menschen oder kleiner Gruppen nicht aufhalten lässt. Man kann nur beobachten. Das hat sich z. B. in der Pandemie gezeigt, es zeigt sich beim Thema Klimawandel und in vielen weiteren Bereichen. Im Zusammenhang mit diesen Beobachtungen bin ich auch auf den Albumtitel gekommen. Die Weltbevölkerung kann augenscheinlich nicht an einem Strang ziehen.

HSF: Du hast gerade schon angesprochen, dass ihr mit eurem neuen Album jetzt beim Label Metalville Records gelandet seid. Habt ihr euch dieses Label ganz bewusst ausgesucht? Was hat Ausschlag für Metalville gegeben?

Marko Krause: Nachdem wir das Album aufgenommen hatten, haben wir es verschiedenen Labels vorgestellt und es haben tatsächlich auch mehrere Interesse an dem Album und uns als Band gezeigt. Letztendlich waren wir dann in der Lage, uns zwischen mehreren Angeboten entscheiden zu können. Wir haben uns noch einige Zeit mit den rechtlichen Sachen auseinandergesetzt, um überhaupt abschätzen zu können, was das jeweils für uns als Band bedeuten würde sowie auch Perspektiven, so weit wie möglich versucht, auszuloten. Und das ja aber alles vor dem Hintergrund einer relativ schwierigen wirtschaftlichen Lage in der Musikindustrie. Letztendlich haben wir uns für Metalville entschieden und sind soweit auch zufrieden mit dem Label und der Entscheidung.

HSF: In eurem Facebook Neujahrs-Post Anfang des Jahres schreibt ihr, dass ihr zuversichtlich seid in diesem Jahr in vielerlei Hinsicht neue Schritte zu unternehmen. Könnt ihr schon sagen, wie diese Schritte im Detail aussehen?

Marko Krause: Einfach gesagt: Wir wollen mit Source Of Rage einfach Verbesserungspotenziale erkennen und möglichst nach und nach nutzen, z. B. im Hinblick auf die Gig-Akquise, die Live-Performance, Bühnenbild, (Online-) Präsenzen und dann auch schon wieder auf das Songwriting und die Vorbereitung neuer Veröffentlichungen.

HSF: Die Lage in der Konzertbranche ist nach wie vor angespannt. In den letzten Wochen und Monaten hat man vermehrt von abgesagten Konzerten und Festivals gehört, da der Vorverkauf zu schlecht gelaufen ist. Wie nehmt ihr das als Band war? 

Marko Krause: Ja, das habe ich ja in den Antworten oben schon ein wenig angeschnitten. Das finde ich auch auf der einen Seite bedenklich. Ich kann Kommentare z. B. auf Facebook, die ich zu der Diskussion gelesen habe, wie: „Ich habe keine Lust auf das Hin- und Her mit Rückerstattung usw., wenn das Event dann doch abgesagt wird, daher kaufe ich keine Tickets mehr im Vorverkauf“ nicht nachvollziehen. Die Veranstalter brauchen eben die Planungssicherheit.

Ich hoffe nicht, dass Konzertveranstaltungen auch einer oben beschriebenen Populationsdynamik unterliegen, dass also erst alle nahezu aussterben müssen, bis Leute die Qualität erkennen, die dadurch dann verloren gegangen ist und dann neue Events erschaffen. Da bin ich aber insgesamt zuversichtlich, dass das zeitnah erkannt und vermieden wird.

HSF: Wie sind denn generell eure Live-Planungen für 2023?

Marko Krause: Wir haben ein paar sehr schöne kleinere und etwas größere Festivals und Gigs im Sommer anstehen, z. B. das Helmfest, bei dem u. a. Firewind und Illdisposed mit am Start sind. Ein paar Konzerte werden auch wohl noch dazu kommen, da ist ja, wie besagt, eine gewisse Dynamik drin. Ein paar Sachen dürfen auch noch nicht veröffentlicht werden. Es empfiehlt sich aber immer, auf unsere Homepage zu schauen unter www.sourceofrage.de und unseren Social-Media-Kanälen zu folgen. Wir werden hoffentlich viele spannende neue Bands und Leute kennenlernen, die Szene besser kennenlernen und dafür sorgen, dass die Szene uns besser kennenlernt.

HSF: Damit sind wir auch schon am Endes des Interviews angekommen. Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit dazu genommen habt. Wollt ihr abschließend noch etwas loswerden?

Marko Krause: Ich habe hier ja schon recht viel erzählt, daher halte ich mich hier kurz: Wir sehen uns am 15.04. im Westwerk Osnabrück und feiern einen richtig schicken Abend mit guter Musik, tonnenweise Energie und 1-2 Kaltgetränken pro Person. Wir haben Bock! Bis dahin und Grüße von Source Of Rage.

HSF: Klasse, wir haben auch Bock. Vielen Dank für das Gespräch und bis zum 15.04. im Westwerk!

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