Wacken 2023 …. Naja, fast 01.08. - 02.08.2023, Hagebaumarkt, Itzehoe Nord

Stell dir vor, es ist Wacken 2023 und keiner kommt hin…. Naja, ganz so dramatisch war es nicht. Aber wie ihr bereits den Medien entnommen habt, fiel Wacken sprichwörtlich ins Wasser und von ursprünglich 85.000 Besuchern schafften es laut Medienberichten letzten Endes gerade mal 61.000 Ticketinhaber auf den Holy Ground.

Wacken Open Air 2023 WOA

Das habe ich mir auch anders vorgestellt, denn für mich wäre es nach 12 Jahren endlich wieder ein Besuch des Wacken Open Airs gewesen (Zuletzt war ich 2011 auf dem W:O:A, also noch weit vor Gründung dieses Magazins). Dazu noch als akkreditierter Journalist. Bereits am Montag gab es die ersten Berichte darüber, dass Fahrzeuge mit Hilfe von Traktoren auf das Gelände gezogen werden mussten. Trotzdem entschieden wir uns am Dienstag wie geplant um 16:30 Uhr los zu fahren.

Der Hintergedanke war, dass wir als Pressevertreter eh einen gesonderten Campground hätten und wir vermeiden wollten, dann vielleicht noch Stunden im Stau stehen zu müssen. Quasi je näher wir an Wacken herankommen, umso schneller sind wir drauf. Wir rechneten bereits damit, dass es vor Mittwoch nichts werden könnte und entschieden daher Itzehoe Nord anzufahren. Bereits Montag ging ein Post viral, der eine Gruppen von Campern zeigte, die sich auf dem Parkplatz des lokalen Hagebaumarkts (es gibt natürlich auch noch andere Baumarktketten) eingerichtet haben.

Als wir dazustießen erwartete uns bereits ein vollständig eingerichteter Campground. Es gab drei Dixi-Toiletten und sogar eine Stromversorgung haben sich die Wohnwagenfahrer gelegt. Inwieweit diese den TÜV bestanden hätte… reden wir nicht drüber. Eine schöne Geste des Baumarkts war die Tatsache, dass man die ausgestellten Gartenlauben und Geräteschuppen öffnete, damit sich die gestrandeten Metalheads hier vor dem Regen schützen konnten. Es fühlte sich wie eine sehr merkwürdige Version eines normalen Festivalcampgrounds an. Musik ertönte und in den einzelnen Camps und überall bekam man noch ein Bier oder Whisky Cola angeboten. Metaller sind ja quasi für alles ausgestattet. Selbst Anwohner aus der Umgebung und dem nicht mehr fernen Wacken kamen vorbei und boten Mitfahrgelegenheiten oder sogar Unterkunft an. Die Solidarität war hoch und selbst die Stimmung, da wir zu diesem Zeitpunkt immer noch davon ausgingen, zwar verspätet, aber immerhin noch auf das Gelände zu kommen.

Kurzerhand wurde der beliebte “Waaaackeeen”-Ausruf auch mal eben in “Haaagebauuu” umgewandelt, woran meine Wenigkeit eventuell nicht ganz unschuldig dran ist. Nachdem man sich die Nacht ein wenig schön getrunken hat, ging man immer noch hoffungsvoll in die Falle. Gute Nacht und so! Leider kam um ca. 02:00 Uhr am Morgen dann der Finale endgültige Einlassstop. Ende aus, Micky Maus. Das war’s mit Wacken für uns. Klar, wir als Pressetypen hätten sicher noch einen Weg gefunden, das Gelände betreten zu können.

Doch um welchen Preis. Um sich mit einem der Traktoren auf den Acker ziehen zu lassen, wäre nicht nur eine enorme Wartezeit einzuplanen gewesen. Wir hätten auch damit rechnen müssen, dass das Fahrzeug beschädigt wird und wir den entstandenen Schaden selber hätten tragen müssen. Denn hier galt: Alles auf eigene Gefahr. Dazu die Aussicht am Sonntag, ebenfalls auf die Hilfe der Landmaschinen angewiesen zu sein und die Frage, ob es dann überhaupt zu einer zeitigen Abreise kommen kann. Manche müssen ja montags wieder früh raus. Letztlich siegte die Vernunft, und wir traten den Rückweg an. Es ist bedauerlich, doch das Risiko war zu hoch.

Kritik: Generell ist es höchst löblich, was die Veranstalter vom W:O:A hier versucht haben, um das Festival für die übrigen Gäste zu ermöglichen. Auch wenn es sich für uns, die abgewiesen wurden, natürlich wie ein Schlag in die Fresse anfühlt. Aber mit einigen Tagen Abstand war es vermutlich für alle Beteiligten die richtige Entscheidung und die Tickets der ca. 24.000 Gäste, die nicht mehr aufs Gelände durften, werden auch anstandslos erstattet. Auch wenn gerade für die aus dem Ausland angereisten, die möglicherweise noch stundenlange Rückflüge in Anspruch nehmen mussten, das Ganze nur ein schwacher Trost sein wird.

Dennoch, die Informationspolitik der Veranstalter hätte wesentlich besser laufen müssen. Anstelle von Updates zur Situation posteten die Veranstalter Videos vom Metalyoga, welches gerade stattfand, aber auf Grund der Situation gänzlich uninteressant für so ziemlich alle war. Auch das Bestätigen der Broilers auf den letzten Drücker wirkte sehr unangebracht. Auch stellte sich bei vielen Beteiligten teils zurecht die Frage, warum ein Festival es nach 32 Jahren Wetterchaos nicht schafft, zumindest die Hauptwege des Geländes wetterfest zu machen. Klar, das ist ein Thema, welches mit Vorsicht zu behandeln ist, da wir alle keine Experten sind und uns mit den gegebenen Umständen nicht wirklich auskennen. Deshalb erwähne ich das Ganze hier nur der Vollständigkeit halber.

Große Kritik löste auch der Livestream von Magenta Musik aus. Ja, es wird immer Bands geben, die einer Übertragung ihres Auftritts nicht zustimmen. Das muss hier in meiner Kritik natürlich berücksichtigt werden. Dennoch sollten gerade dann ein Thomas Jensen keine vollmundigen Versprechungen à la “Wenn ihr nicht zum Wacken kommen könnt, kommt das Wacken halt zu euch.” und “Wir machen es einfach wie in der Corona-Pandemie beim Wacken World Wide” erfolgen. Denn nicht wenige gingen davon aus, dass damit auch der Headliner-Gig von Iron Maiden übertragen wird. Dass es letztendlich nicht dazu kam, ist nicht die Schuld der Veranstalter. Jedoch ist es heutzutage wichtiger denn je, in seiner Medienpräsenz klare und unmissverständliche Aussagen zu tätigen. Schließen wir unsere kleine Odyssee der Pleiten, Pech und Pannen mit den Worten “See You In Wacken 2024” … Hoffentlich.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.