Rockharz Open Air 2023 – Festivalbericht 04.07.-08.07.2023, Flugplatz Ballenstedt

Freitag, 07.07.2023

Mit The Legion Ghost starten wir in den dritten Festivaltag. Die Modern Metal/Metalcore Band aus dem Raum Köln/Aachen legt los wie die Feuerwehr und nimmt das Publikum von Anfang an auf ganzer Linie mit. Songs wie „Discharged“ oder „Farewell“ gehen mächtig nach vorne und so bilden sich schnell erste Pits. Die Truppe ist genau das richtige Mittel, um die müden Knochen wieder auf Betriebstemperatur zu bringen. (Erle)

Kommen wir zum nächsten All-Star-Projekt auf dem Rockharz, All For Metal. Die Truppe um Asenblut Fronter Tetzel und Devicious Sänger Antonio Calanna präsentiert dann eine kraftvolle und epische Kombination aus Heavy Metal und Folk Metal, die in Mitsing-Hymnen und eingängigen Melodien mündet. Vor der Bühne ist es gut gefüllt, was sicherlich nicht zuletzt daran liegt, dass die Band heute auf dem Rockharz nicht nur ihren erst zweiten Liveauftritt hat, sondern auch die Veröffentlichung ihres Debütalbums “Legends” feiert.

Neben der musikalischen Komponente ist auch die optische Darbietung der Band beindruckend und fesselnd. Beim dritten Song “Raise Your Hammer” hält Tetzel einen überdimensionalen Hammer, während Antonio Calanna mit einem Grinsen im Gesicht ankündigt: “Nobody can swing Tetzels hammer.” Mit “Born in Valhalla” geht es kraftvoll weiter, und beim von Tetzel ausgerufenen ersten Power Metal Circlepit kommt bei „Run“ ordentlich Bewegung in die ersten Reihen.

Wie auch Feuerschwanz gestern, gedenkt All For Metal dem kürzlich verstorbenen Dirk Lehberger (mehr dazu weiter unten im Text) und widmet ihm den Song “Legends Never Die”. Mit „Goddes Of War“ machen All For Metal dann den Deckel drauf, hinterlassen mit ihrer ansprechenden Performance jedoch einen bleibenden Eindruck. (Erle)

Direkt im Anschluss legen dann Burning Witches aus der Schweiz los. Die All-Girl-Band aus der Schweiz spielt traditionellen Heavy Metal. Und das mit einer Inbrunst, die auch dem letzten Skeptiker in die weiche Birne prügeln sollte, dass das Geschlecht der Musiker/innen keine Rolle spielt. Die Versuche, von Fronthexe Laura Guldemond, ihre Ansagen auf brüchigem Deutsch zu tätigen, sind schon irgendwie süß. Da ihr das aber nicht wirklich gelingt, bleibt sie beim Englischen. Aufgrund der Temperaturen haben die Grabenschlampen den großen C-Schlauch ausgepackt und bewässern nun das Publikum. Das hilft zwar etwas gegen die brüllende Hitze der Sonne, weniger aber gegen die wirklich heißen Mädels da oben auf der Bühne (Hey ich bin auch nur ein Mann^^) und ihrer verdammt tight gespielten Musik. (Inquisitor)

Auch bei den dann folgenden Bloodbound kommt der Feuerwehrschlauch zum Einsatz, was vom Publikum bei den heutigen Temperaturen freudig begrüßt wird. Dennoch beginnt die Stimmung vor der Bühne bei Stücken wie „Creatures Of The Dark Realm“, „In The Name Of Metal“ oder „Battle In The Sky schnell zu kochen. Bei „Drink With The Gods“ vom gerade erst erschienenen neuen Album „Tales From The North“ zeigen sich die Fans überraschend textsicher. So richtig ab geht es aber erst im letzten Drittel des Gigs, das mit dem Klassiker „Moria“ eingeläutet wird. Bei „Rise Of The Dragon Empire“ wird dann noch einmal heftig gesprungen, bevor dieser energiegeladene Gig mit „Nosferatu“ standesgemäß abgeschlossen wird. (Erle)

Einen optisch ungewohnten Eindruck liefern dann Septicflesh ab, da sie ohne ihre typischen Anzüge auf der Bühne stehen. Die Erklärung liefert Sänger Spiros Antoniou aber aber auf dem Fuße. Ein Teil des Equipments ist auf dem Weg von Griechenland nach Deutschland verloren gegangen und hängt jetzt wohl auf irgendeinem österreichischen Flughafen fest. Das hält das Düsterquintett aber keineswegs davon ab, einen bärenstarken Gig abzuliefern. Spätestens nach „Portrait Of A Headless Man“, „Neuromancer“ und „The Vampire From Nazareth” haben die Griechen das Rockharz Publikum voll im Griff. „Hierophant“ wird dann von lauten „Hey Hey“-Rufen begleitet. Zum Abschluss bietet man mit „Anubis“ und „Dark Art“ dann noch einmal Symphonic Death Metal allererste Güte. Einziger Wermutstropfen: Es ist viel zu hell. (Erle)

Was Equilibrium sich da heute auf der Bühne leisten, ist eigentlich schon dreist. Ja, die Band möchte sich musikalisch weiterentwickeln. Aber so? Nachdem man sich Ende 2022 von Frontmann Robse getrennt hat, der heute sogar im Publikum steht, kündigte man an mit einem Gastsänger zu arbeiten. Die Gerüchte, wer das sein könnte waren groß. Nicht wenige vermuteten sogar, dass Ur-Fronter Helge für einen Abend zurückkehren würde.

Als der ominöse Gast dann schließlich die Bühne betritt bleiben die Reaktionen des Publikums sehr mau. Anscheinend weiß niemand, wer der junge Mann, der musikalisch eindeutig eher aus der Core-Richtung kommt, eigentlich ist. Etwas Recherche im Nachhinein ergibt, dass der Mann Fabian Getto heißt und musikalisch bisher noch nicht groß aufgefallen ist. Er ist auch mitnichten nur ein Gastsänger, sondern wird in einem später geführten Interview als offizieller neuer Frontmann bestätigt.

Leider hinterlässt der gesamte Auftritt der einst als Flaggschiff des deutschen Pagan Metal gehandelten Band keinen guten Eindruck. Lediglich “Blut Im Auge” kann man aus dem coreigen Soundbrei heraushören. Und das auch nur, weil er vorher angekündigt wird. Augenzeugen berichten, dass Robse sich während des Gigs wohl eine Kippe nach der anderen angesteckt haben soll. Zu klären bleibt auch noch warum sich die Band zwar von den Paganwurzeln lösen möchte, dann aber riesige Taiko-Trommeln auf der Bühne platziert, die im Sound zwar schlecht eingebaut, aber dennoch als Instrumente genutzt wurden? (Inquisitor)

Deutlich besser machen es da Sonata Arctica. Hier weiß man, was man bekommt. Dass die Finnen direkt mit “Paid In Full” einsteigen, eigentlich dem Übersong der Band, beweist Eier. Der Sound ist zwar zu Beginn des Sets noch etwas schwachbrüstig. Aber gerade ist wirklich alles besser, als das was Equilibrium gerade auf der Nachbarbühne gerissen haben. Es ist immer ein wenig schade, dass die Jungs bei Tageslicht spielen müssen, denn gerade ihre Lichtshow trägt viel zur Atmosphäre der Musik bei. So auch zu Songs wie “Black Sheep” oder “I Have A Right”. (Inquisitor)

Versengold feiern in diesem Jahr ihr zwanzigjähriges Bandjubiläum und sind derzeit angesagt wie nie. Kein Wunder also, dass es auf dem Gelände heute zum ersten Mal so richtig voll wird. Mit einem riesigen Backdrop, dass an eine irische Bar erinnert, im Rücken stürmen die Folkrocker auf die Bühne und eröffnen mit „Durch Den Sturm“ einen ebensolchen. „Niemals Sang- Und Klanglos“ und der „Der Tag An Dem Die Götter Sich Betranken“ werden herzlich abgefeiert, bevor Sänger Malter Hoyer den neuen Song „Flaschengeist“ mit einer „Flasche Eleison“ humorvoll einläutet. Auch das anschließende „Thekenmädchen“ wird lauthals mitgesungen und gefeiert. Aber auch die leisen Töne gelingen Versengold heute hervorragend und so wird es bei „Haut Mir Keinen Stein“ schon sehr emotional.

Für die letzten zwei Stücke „Die Letzte Runde“ und „Butter Bei Die Fische“ gehen Sänger Malte und und Basser Eike dann noch einmal auf der Menge crowdsurfen, während auf der Bühne ein Funkenregen niedergeht und sich um sie herum ein amtlicher Circle Pit formiert. Damit geht ein unterhaltsamer Gig mit vielen fröhlichen Gesichtern stimmungsvoll zu Ende. Schade nur, dass die ältere Bandvergangenheit vor „Funkenflug“ keinerlei Berücksichtigung in der Setlist gefunden hat. (Erle)

Auch bei Korpiklaani ist die Stimmung überschwänglich. Die Finnen liefern einmal mehr alkoholgeschwängerten Humpa Metal ab, der die Fläche vor der Bühne in eine wilde Party mit unzähligen Pits, reichlich Gespringe und Geklatsche verwandelt. Ausgelassen feiert die Meute bei steigendem Pegel und sinkender Sonne. Vor allem Klassiker wie „Happy Little Boozer“, „Beer, Beer“ oder „Vodka“ machen enorm viel Laune. Nach 60 Minuten ist die Feier dann allerdings schon zu Ende unter hinterlässt ein ausgepowertes, aber glückliches Publikum. (Erle)

„Ich freu mich so auf Airbourne, weil die nicht klingen wie In Extremo“ ist ein Satz, der im Camp meines Tag Team Partners Erle fällt, nachdem selbiges den ganzen Tag mit der Musik der Mittelalterrocker beschallt wurde. Und Überraschung – es stimmt. Wer hätte das gedacht? Die Aussies sind 2023 eindeutig die besseren AC/DC. Nicht nur Songs wie “Too Much Too Young Too Fast”, welches seiner Zeit sogar Airplay auf MTV bekam, oder “Running Wild” knallen gut in die Menge, die sich angesichts der milderen Temperaturen zu Sonnenuntergang vor der Bühne drängen.

Nein, auch die tieffliegenden Biere die die Jungs von der Bühne ins Publikum schmeißen, in der Hoffnung, dass dieses sie auch fängt und die Tatsache, dass sich Frontbrüllaffe Joel O’Keeffe auf den Schultern einer der Grabenschlampen durchs Publikum tragen lässt, sorgt für ordentlich Stimmung in der nicht vorhandenen Bude. Und falls jemand noch nicht weiß, was er mir zum Geburtstag schenken soll (01. September Zwinkersmiley), so eine Luftschutzsirene wie sie Joel auf der Bühne benutzt, wäre schon eine nice Sache. (Inquisitor)

Mit Arch Enemy steht heute erneut ein Schwergewicht der frühen Melodic-Death-Bewegung als Headliner auf der Bühne. Diese haben aber im Gegensatz zu ihren Kollegen vom Vortag nicht vergessen, wo sie herkommen und servieren ein Set, dass sich quer durch die Diskografie der schwedisch-/ kanadisch-/amerikanischen Band zieht. “Nemesis” oder das dem verstorbenen Dirk Lehberger gewidmete “As The Pages Burn” sowie “We Will Rise”: Hier ist aus fast jeder Ära der Band etwas dabei. Dazu eine beeindruckende Kulisse aus Aufbauten, Flaggen, einem aufwendigen Backdrop und viel Pyro. Und eine Alica, die in einem Bodysuit so dermaßen cool aussieht. So geht Headliner!!!!(Inquisitor)

Der Late Night Slot gehört heute Firkin. Sie bezeichnen ihre Musik als Irish Folk Punk, was auch zutreffend ist. Neben einigen eigenen Stücken spielen sie aber auch bekannte Songs wie “Drunken Sailor” oder das wohl meistgecoverte Volkslied der Welt “Whiskey In The Jar”. So zum Ausklang echt noch mal ganz nett. (Inquisitor)

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