Rockharz Open Air 2023 – Festivalbericht 04.07.-08.07.2023, Flugplatz Ballenstedt

Donnerstag, 06.07.2023

Nach der morgendlichen Routine am Camp hat das Billing am Donnerstag schon früh ein kleines Highlight zu bieten. The Dark Side Of The Moon, eine Kollaboration aus Mitgliedern bekannter Bands wie Amaranth, Feuerschwanz und Ad Infinitum betreten die Bühne und sorgen sofort für eine energiegeladene Atmosphäre vor der Bühne. Ganz besonders Jenny Diehl macht an der Harfe einen großartigen Eindruck. Die Band präsentiert eine beeindruckende Auswahl an Coversongs, darunter Hits wie “The Wolven Storm (Priscilla’s Song)” aus “The Witcher”, “Double Trouble / Lumos” aus der “Harry Potter”-Welt und “Jenny Of Oldstones” aus “Game Of Thrones”. Und auch einige Eigenkompositionen aus dem im Mai erschienen Debütalbum „Metarmorphosis“ werden zum Besten gegeben. Insgesamt liefert die Band eine tolle Show ab, die am Ende auch mit reichlich Applaus vom Publikum belohnt wird. (Erle)

Direkt danach geht es dann mit Unzucht weiter. Die Truppe um den charismatischen Frontmann Daniel Schulz ist bestens aufgelegt und startet mit „Unzucht“ in das energetische Set. Nach dem ausgefallenen Gig im letzten Jahr will man dieses Jahr scheinbar nichts anbrennen lassen und zieht ein Volldampf-Set, mit alten und neuen Songs durch, was beim Publikum auch bestens ankommt. Egal ob „Engel der Vernichtung“, das vom Gitarristen Daniel de Clerq gesungene „Nein“ oder „Jenseits der Welt“, alles wird kräftig abgefeiert. (Erle)

Weiter geht’s mit den Schweden von Tribulation. Nach dem Abgang ihres Gitarristen Jonathan Hultén der der Band mit seiner feenhaften Präsenz und seinen oft sehr an Ballet erinnernden Verrenkungen einen etwas femininen Hauch verlieh, ist man mit Joseph Tholl als neuem Sechssaiter nun wieder sehr maskulin unterwegs. Das ist optisch etwas schade, da gerade diese oft merkwürdigen wie besessen wirkenden Bewegungen ein Blickfang waren. Andererseits hat man musikalisch kein Stück abgebaut und der Death N`Roll mit Black-Metal-Kante rüpelt sich erhaben und asozial zugleich aus den Boxen. Auch das ist ein Kunststück für sich. (Inquisitor)

Mann muss es einfach so sagen. Die Apokalyptischen Reiter haben ihren Zenit überschritten. Keyboarder Dr. Pest fehlt schon eine ganze Weile, was unangenehm auffällt. Besonders bei den alten sehr Keyboard-lastigen Songs. Dennoch geben sich die verbliebenen vier Reiter (Passt ja von der Anzahl endlich mit dem biblischen Original zusammen) ordentlich Mühe. Sie können das zwar nicht kontrollieren, aber dass gerade bei “Der Adler” eine Möwe vorbei fliegt, ist ungewollt lustig. Ansonsten ist die Setlist eigentlich reiner Fanservice. “Es Wird Schlimmer”, “Friede Sei Mit Dir” oder “Revolution” bei dem Sänger Fuchs einen Bengalo zündet. Kann sich sehen lassen, auch “Die Sonne Scheint” und die Abschlussnummer “Reitermania”. Dennoch bleibt ein fader Beigeschmack. Wirklich rund ist das alles nicht mehr. (Inquisitor)

Rüber zur Dark Stage, wo Mr. Hurley & die Pulveraffen aus dem karibischen Osnabrück mal wieder eine ihrer berühmt berüchtigten Piratenpartys feiern. Die Stimmung ist ausgelassen und vor der Bühne finden sich zahlreiche Fans in Verkleidungen ein. Es ist aber schon etwas merkwürdig, die Pulveraffen bei strahlendem Sonnenschein zu sehen, da sie auf dem Rockharz bisher eigentlich immer nur nachts gespielt haben. Darauf spielt Frontmann Hurley dann auch direkt an, indem er sagt, dass die Band froh ist, die Bühne bei so viel Tageslicht überhaupt gefunden zu haben.

Musikalisch liefern die Pulveraffen mit Stücken wie „Affentotenkopp“, „Tortuga“ oder der neuen Single „Leuchtturm“ rundweg solides Material für das feierwütige Publikum. Schier endlose Crowdsurferströme machen sich auf den Weg nach vorne und eine Dame surft stehend auf ihrem Freund in Richtung Bühne. Bei „Hol uns der Teufel“ wird dann noch einmal kräftig gerudert, bevor der Gig mit einem Irish Folk Medley und die Gassenhauer „Blau wie das Meer“ eindrucksvoll abgeschlossen wird. (Erle)

Auch Hämatom machen im Anschluss eine amtliche Party. Die gut tanzbaren Songs laufen bestens rein und sorgen für viel Bewegung vor der Bühne. Dazu gibt es jede Menge Feuer auf der Bühne. Die Setlist besteht überwiegend aus Stücken jüngeren Datums, wie „Ihr wisst gar nichts über mich“ oder dem ekstatisch abgefeierten „Ficken unseren Kopf!”. Im abschließenden Block macht Drummer Süd dann wieder seinen obligatorischen Ausflug mit dem Schlagzeug über die feiernde Menge. Zum Ende ertönt dann noch aus tausenden Kehlen „Es regnet Bier“. Klasse Auftritt. (Erle)

Richtig rund läuft es dann auch bei Paradise Lost. Selbst die Tatsache, dass sie bei Tageslicht spielen müssen, hält sie nicht davon ab mit “Hallowed Land”, “Faith Divides Us – Death Unites Us “, “As I Die” oder “True Believe” angenehme Melancholie zu verbreiten. Frontmann Nick Holmes ist zudem bestens bei Stimme. (Inquisitor)

In Flames, einst ein Aushängeschild des Göteborg Metals, ignorieren leider diesen Fakt heutzutage viel zu oft. So besteht die Setlist mit Songs wie “Where The Dead Ships Dwell“ oder etwa dem aus dem neuen Album entnommenen “State Of Slow Decay” zu überwiegenden Teilen aus Songs, die nach der Jahrtausendwende geschrieben wurden.

Einen kleinen Service für Fans der frühen Melo Death Jahre gibt es aber trotzdem. Mit “Behind Space” spielt man ein Stück vom ersten Album “Luna Strain”, bei dessen erscheinen Frontmann Anders Fridén noch nicht mal in der Band war. Auch Mit “Cloud Connected” und dem eigentlich immer in der Setlist befindlichem “Only For The Weak” kann man als Fan der älteren Alben gut was anfangen. Warum Anders aber beim zuletzt genanntem Song sowie bei der Abschlussnummer “Take This Life” den Gesang so abgehakt und lieblos ins Mikro …. ja schon fast rappt, ist mir ein Rätsel. Sollte er echt lassen. (Inquisitor)

Skáld erinnern in ihrer Darbietung sehr stark an Wardruna, denn mit Metal haben wir es hier nicht zu tun. Eher mit alter sehr druidisch wirkender nordischer Folkloristik. Das bietet einen angenehmen Stilwechsel und ist gerade zu dieser Uhrzeit, wir haben es kurz nach Mitternacht und dies ist der erste von zwei Late Night Slots, sehr stimmungsvoll. Gespielt wird auf Mandoline, Laute, verschiedenen Trommeln, die in gewisser Weise das Schlagzeug sind, und altertümlichen Streichinstrumenten.

Aus der Distanz und vom Klang her würde ich fast sagen, dass auch unsre alte Freundin die Nyckelharpa wieder vertreten ist. Der weibliche Gesang wird in einer skandinavischen Sprache vorgetragen, von der ich allerdings nicht sagen kann, welchem Land sie zugehörig ist und ob es sich dabei vielleicht sogar um eine alte, nicht mehr gesprochene Variante dieser Sprache handelt. Macht Laune. (Inquisitor)

Um kurz nach Eins wird dann noch mal der Alarmknopf gedrückt. Onslaught aus dem UK pfeffern uns ihren Thrash um die Ohren. Frontmann Dave Garnett muss heute auch die Gitarre übernehmen, da einer seiner Gitarristen krankheitsbedingt ausfällt. Das klappt aber soweit ganz gut. Und so serviert man als Nachtmahl ein ordentliches Brett mit Stücken wie “Sound Of The Violance”, “Destroyer Of The Worlds” oder “Fight With The Beast”. Schmeckt und geleitet gut ins Bett. Bis Morgen. (Inquisitor)

« von 6 »

2 Trackbacks / Pingbacks

  1. PartySan 2023 - Heavy Stage Force
  2. Rockharz 2024 - Vorbericht - Heavy Stage Force

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.